Wahlkampf in meiner Kolumne Juli für den Frei(e) Bürger

Veröffentlicht am: Juli 14, 2013

Ein fröhliches Aloha liebe Leser,

die Jahrhundertflut 2.0 hat den halben Osten den letzten Monat ganz schön beschädigt. Auch bei uns in Leipzig war Katastrophenalarm und das, bevor die Kanzlerin in ihren geschnürten Stiefeln Deichgräfin gespielt hat. Im direkten Vergleich zum Gummistiefel-Schröder kann sie natürlich nicht mithalten. Beim Ex-Bundeskanzler war diese Art von „Politikern, die auf Wasser zeigen“ ja auch noch frisch und aufregend neu.
Merkel konnte dieses Manko also nur mit feschen Fotos aus dem Helikopter toppen. „Politiker, die vom Heli aus aufs Wasser zeigen“ ist nun ihr Ding. Wobei sie dies von Georg Dabbelju Bush und seinem Hurrikan Katrina übernommen hat. Auch musste die Kanzlerin sich eine vollkommen neue Formulierung überlegen, da das Wort „Jahrhundertflut“ schon für die Wiederwahl von Schröder verbraucht wurde. Und Angela war hierbei besonders kreativ. Halten Sie sich fest und staunen Sie, auf was Mutti gekommen ist, um die Bezeichnung „Jahrhundertflut“ sprachlich zu übertreffen. In Passau sagte sie Folgendes:
Es ist,ersichtlich, dass dies kein Jahrhundertereignis ist, sondern ein exorbitantes“.Das ist also die von Forschern lange als verschollen geglaubte und fieberhaft gesuchte Steigerung. Jahrzehnt, Jahrhundert, exorbitant. Ach wie schön, wieder was gelernt.
Wie der aufmerksame Beobachter wohl schon bemerkt haben wird, sind wir nun nicht mehr nur nach der Flut, sondern mitten in dem langweiligsten Wahlkampf seit Steinmeier dachte, er könnte die Mutti vom Thron stoßen. Die alte Tante SPD hat ganz tief in die Trickkiste gegriffen und den Kavallerie-Peer hervorgezaubert. Die Selbstdemontage der SPD hat ja nun schon lange Tradition und auch dieses Mal musste der SPD-Vorstand, besonders lange, nach einem geeigneten Kandidaten suchen.
 
 
Die Qual der Wahl
 
Steinbrück meistert das Vergeigen aber so eloquent, als ob er noch nie was anderes gemacht hätte. Der Peer ist nun schon seit Monaten damit beschäftigt in jeden Fettnapf zu springen, den er finden kann. Das schaffte bisher noch nicht mal der äußerst ambitionierte FDP-Brüderle. Nun, kurz vor dem Sommerloch hat der Peer sein Kompetenzteam zusammengestellt und ca. 80 Tage pure Langeweile sind noch zu ertragen. Wobei man schon feststellen muss, dass der Ex-Harzreform-Verteidiger Peer, durch den Blick auf die nach unten schnellenden Umfragewerte, sein soziales Gewissen entdeckt hat. Das hat im Übrigen auch die FDP bemerkt und ein Wunder geschaffen: Der böse Mindestlohn ist wie der Hase aus dem Zylinder nun doch auch irgendwie im FDP-Programm gelandet.
Wie enorm öde und langweilig ist das denn? Wie soll man sich denn bei der Auswahl zur Wahl aufraffen?
Eine neue Studie mit dem schönen Titel „Dann bleib ich mal weg“, die die CDU nahe Konrad-Adenauer-Stiftung vorgelegt hat, macht einem schon Angst vor der nächsten Wahl. Wenn die Wahlbeteiligung so weiter geht, sind wir bei über 30% Nichtwähler. Diese werden dann irgendwann zur Mehrheit und diejenigen, die die Scheiße noch wählen sind über 60 Jahre alt. Bei der langweiligsten Wahl der Geschichte, also 2009 war der Nichtwähleranteil, bei der Altersgruppe unter 30 Jahren, beinahe 39%. Wohlgemerkt war dies schon eine 8%-Steigerung von dem „Schröder-ist-voll-mit-Testosteron“-Wahlkampf 2005. Krass, oder? Da der Wahlkampf in diesem Jahr, wie schon erwähnt, so unglaublich öde anläuft, dass er den Langeweile-Faktor in ungeahnte Höhen treibt, kann man wahrlich nicht groß auf Wahlbeteiligung hoffen.
Wahrscheinlich um zumindest die nichtwählenden Frauen für sich zu gewinnen, hat sich die SPD neulich was ganz Besonderes einfallen lassen. Mit seiner Ehefrau Gertrud war der Steinbrück zum Talk(??) auf der Bühne (!?!) des SPD-Parteikonvent. Dort musste er bei der Frage, warum er sich denn den undankbaren Job des Kanzlerkandidaten antut, beinahe weinen. Ach, das war was fürs Herz. Und wie er die Tränen zu unterdrücken versuchte. Süß.
Weinende Männer find ich ja echt in Ordnung, aber sich öffentlich auf einer Bühne emotional zu entblößen, während im Hintergrund der Gabriel und die Nahles feixen, geht mir zu weit. Trotz des, in mir keimenden Ekels, erkenne ich aber auch das Potential in Peer. Wenn denn ein Wunder geschehen sollte und der ehemalige „Harte Hund “- Steinbrück zum Kanzler werden sollte, könnte er diese Tränendrüse ja weiter ausbauen. Beispielsweise „Peer, der bei der Flut weint“, „Peer, der in Yad Vashem weint“, „Peer, der bei Aldi weint, weil sein Edel-Wein nicht vorrätig ist“. Das wär mal ein Zeichen von Menschlichkeit, der europaweit einzigartig wäre.
Leider habe ich ja Glauben daran, dass die Mutti das Kanzleramt räumt. Dennoch hoffe inständig, dass Sie am Wahltag noch vor 17 Uhr einen Riesen-Bock schießt,damit die Nichtwähler und Auf-die-Wahl-Scheißer einen Grund haben sich bis 18 Uhr zum Wählen gezwungen zu sehen. Das wäre fein. Auch als Erlösung für die Wendehälsin Merkel. Aber welche Partei ist denn eigentlich noch wählbar? Was bringt denn meine Stimme überhaupt?
Leider sehe ich keine Partei, der ich mein Herz schenken möchte. Die Grünen haben es bei mir verkackt und sind für mich nur noch eine angestrichene FDP, wobei ich sogar Mr. Dosenpfand schon mal ganz gut fand. Die FDP ist ein oller Pfeifenverein mit Geltungsdrang und ADHS-Problem, die CDU hat sich der SPD angeglichen, wobei die SPD sich schon vorher aufgegeben hat. Die Piraten hatten so schön gestartet, haben sich verzettelt und sind nun irgendwie gestrandet. Bleiben eigentlich nur noch die Linken, die wollen allerdings nach wie vor keine Regierungsverantwortung, haben aber zumindest Oskars Mädchen und den Gysi.
Egal was Sie am 22. September vorhaben verehrte Leser, gehen sie trotzdem zur Wahl. Wählen sie irgendwas kleines Rotes, Orangefarbenes oder Grünes, damit wir wenigstens den Rösler und die Westerwelle los sind. 


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