Über Stripclubs in Braunschweig in meiner Kolumne für den März
Veröffentlicht am: März 16, 2018
Ein fröhliches Aloha liebe Leser,
wieder einmal bin ich krank und an das Bett gefesselt. Langsam komm ich mir vor wie Bill Murray in „Täglich grüßt das Murmeltier“. Klar ist schon wieder Grippewelle und all das, aber irgendwie wäre ich auch froh gewesen, diese einfach mal auszulassen und erst wieder bei der Nächsten am Start zu sein. Ein Marathonläufer ist ja auch nicht bei jedem Straß enlauf dabei, sondern nur bei denen es sich lohnt. Gerade diese Erkältung ärgert mich aber maßlos. Nun esse ich schon seit zwei Monaten jeden Tag Obst mit Haferschleim und versuche drei Portionen Gemüse am Tag zu essen, damit meine doofe Leber wieder fit wird. Dazu trinke ich auch keinen Tropfen Alkohol, auch wegen der Leber, und trotzdem erwischt es mich. Was sollen denn all die Mühen, wenn am Ende das Ergebnis immer dasselbe ist: Männerschnupfen. Es ist sogar wissenschaftlich bewiesen, dass „Männer häufiger und schwerer als Frauen an Infekten [erkranken]. Wissenschaftler machen Unterschiede im Immunsystem dafür verantwortlich, die unter anderem von Hormonen und genetischer Disposition beeinflusst werden.“ (Quelle: Spektrum der Wissenschaft) Frauen kennen diese Qualen nicht. Der Grund scheint wohl der Schutzeffekt des Östrogens zu sein. Dieses Hormon ist nach neuesten Erkenntnissen mit verantwortlich, dass Frauen eben nicht so schwer an Grippe erkranken als Männer. Östrogen ist ein wahres Wunderhormon, es lässt im weiblichen Körper Verletzungen der Knochen oder der Haut schneller heilen. Das wusste ich nicht. Nun müsste es doch für die Wissenschaft, welche es sogar schafft, Elektroautos ins Weltall zu schicken, ein Leichtes sein, Östrogen für Männer zu entwickeln.
Das wäre ja wie der Anzug von Black Panther, nur aus Östrogen statt aus Vibranium. Immer wenn eine Grippewelle im Anmarsch ist, könnte man es nehmen oder sogar prophylaktisch ständig zuführen. Nach einer zweiminütigen Google-Recherche komme ich auch fast von selbst drauf. Das gibt es schon und nennt sich Bier. Das im Bier enthaltene Phytohormon regt die Östrogenbildung an. Dies kann man wunderbar an der berühmten Herrentitte sehen.
Seit ich Mitte Dezember aufgehört habe Alkohol zu trinken, passiert es mir ständig, dass mein Gehirn mich auf wundersame Weise überzeugen will, dass Bier die Lösung für so ziemlich alles ist. Auch werden die Herleitungen immer ausgefeilter und schwerer zu durchschauen, wie ich Ihnen, liebe Leser, am obigen Beispiel veranschaulichen wollte. Manchmal ist die Herleitung wie auch die Begründung für Bierdurst aber auch weniger subtil.
Als ich im Koalitionsvertrag vergeblich nach dem Familiennachzug suchte, wollte ich unbedingt einen trinken, denn die SPD hat sich offensichtlich über den Tisch ziehen lassen. Den Koalitionsvertrag habe ich im Übrigen gerade von der SPD nach Hause geschickt bekommen, um mir ein Bild für das bevorstehende Votum machen zu können. Wenn alles so läuft wie immer, also sich die SPD-Mitglieder falsch entscheiden, bekommen wir einen Heimatminister Seehofer. Wie soll man dieses Kasperletheater denn ohne Bier ertragen?
Auch ertappe ich mich immer wieder in Situationen, die ohne Bier fast nicht zu bewältigen sind. So war ich zufällig in der „Heimlichen Kneipe“ in der Klarastraße. An einem Fasnachtssamstag und habe alkoholfreies Bier getrunken. Härter geht es im Stühlinger kaum. Was ich aber sagen muss, dass meine Begleiter und vor allem die -Innen mit zunehmendem Bierkonsum den etwas seltsamen Musikmix aus Schlager und Stimmungshits von Bier zu Bier besser fanden. Was wurde da geschunkelt und gelacht. Shame on You!
Ach Bier, Du fehlst mir. Es fällt mir echt schwer, Dich nicht zu trinken. Dagegen war das Jahr, als ich zu rauchen aufgehört habe, beinahe wie ein Ausflug in einen Streichelzoo. Rauchen konnte ich mir echt gut verkneifen, aber dieses Keinbiertrinken macht mich fertig und isoliert mich sozial.
Bier und ich, wir haben echt tolle Sachen zusammen erlebt. Ich bin mir fast sicher, dass ich die besten Konzerte mit Dir gesehen habe, die tollsten Sachen mit Dir kennengelernt und vor allem hast Du mich an den Abenden, wo wir zusammen waren, immer dazu angetrieben noch hier und dorthin zu gehen.
Nicht dass ich nun falsch verstanden werde. Nicht alle Situationen waren mit Dir ein Vergnügen. Durch die von Bier geschwängerte Unternehmungslust bin ich auch in die seltsamsten Situationen geraten.
Und schon sind wir bei Braunschweig. Das Heilbronn des Nordens. Wenn irgendjemand ein Heimatministerium braucht, dann ist es Braunschweig. Schon der Name klingt wenig verheißungsvoll. Magdeburg hatte sogar den Mut eine Städtepartnerschaft mit Braunschweig einzugehen. Wahrscheinlich aus Mitleid, das es zu DDR-Zeiten noch gab. Waren Sie schon mal in Braunschweig? Es ist wahrlich gruselig. Ich war zwei Mal in Braunschweig. Immer waren Bands schuld, die ich begleiten durfte. Der erste Besuch muss Mitte Dezember 2001 in einem Laden, der sich Liro Dando nannte, gewesen sein. Der Veranstalter hatte nach dem Konzert noch die tolle Idee, uns einen super Laden zu zeigen.
An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich trotz all der Versuche mich als Städter zu gerieren, ein Landei war und vielleicht noch bin.
Als wir gerade die Tür öffnen wollten, sprang diese auf und eine recht stämmige Frau beförderte mit roher Gewalt einen Gast aus dem Lokal. Dementsprechend verängstigt und beeindruckt drückte ich mich an der rein optisch ziemlich verstörenden Szenerie in den Laden. Drinnen war alles seltsam. Alles war in rotem Plüsch gehüllt, welches seine besten Zeiten lange hinter sich hatten. Direkt neben dem Eingang war ein Tresen, an dem seltsam gekleidete Frauen mit ihrem Alter nicht angemessener Kleidung saßen. Auch die erhobene Tanzfläche mit Stangen fand ich erstmal nur seltsam. Nachdem ich dann ein Bier in der Hand hatte, entdeckte ich an den Wänden die verschiedenen Fernsehgeräte, auf denen Pornofilme liefen, und die Separees, die sich in der Tiefe das Raumes befanden. Erst ab diesem Moment dämmerte es mir, wo wir nun gelandet waren. Es war eine schäbige Oben-Ohne-Bar, deren Existenz ich nur aus der Fernsehserie „Sopranos“ kannte und es war ganz und gar nicht so wie im Fernsehen. In der ersten halben Stunde war es trotz des Gefühls, mich sehr unwohl zu fühlen, noch ganz OK.
Wir tranken Bier und die älteren Damen am Tresen Apfelschorle aus Sektgläsern. Beide Gruppen hatten ein stummes Agreement. Es war klar, dass wir nur in exotischer Atmosphäre trinken wollten. Leider wollte eine der beleibteren Damen, sie muss wohl Mitte fünfzig gewesen sein, dann aber doch zeigen, was sie kann und betrat die Bühne. Natürlich wurde ich so sozialisiert, dass wenn ein Künstler die Bühne betritt, ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Darum verfolgte ich die sehr schräge Darbietung auf der Bühne. So etwas habe ich noch nicht gesehen und wollte ich auch nie sehen. Schlimme Verrenkungen und das tiefe Gefühl von Scham waren die Vorbereitung auf das mit Abstand schlimmste Geräusch meines Lebens. Dieses entstand, als der mächtige Oberschenkel der Dame an der Stange kleben blieb. Er rutschte mit einem grauenvollen, quietschenden Geräusch die Stange abwärts. Begleitet von einem Zucken der Orangenhaut, welche nicht nach unten wollte. QQQQqqqqquuuuieeeeeeettttttsch!!
Dieses Geräusch wird mir für immer im Gedächtnis bleiben und verfolgt mich immer noch in Albträumen. Augenblicklich floh ich mit G. und M. aus dem Etablissement nur, um in der nächsten Katastrophe zu landen.
Leider muss ich an dieser Stelle den Tatsachenbericht beenden, da er sonst die vorgegebene Zeichenanzahl dieser Kolumne sprengen würde und vertröste Sie, liebe Leser, auf die nächste Kolumne. Ich hoffe, es wurde klar, dass Bier einen in sehr schlimme Situationen bringen kann.
In diesem Sinne: bleiben Sie trocken.