(Nicht nackter) Baumfäll-Weihnachtsmann
Veröffentlicht am: Dezember 12, 2013
Nachdem meine Mutter, mit mir noch immer schleierhafter Abneigung, die freizügigen Weihnachtsmänner nicht für ihre E-Mail Postkarten verwenden wollte, hab ich den Baumfäll-Weihnachtsmann mal angemalt. Auch stellte sie meine Abneigung des bärtigen Mannes als sehr seltsam dar. Der geneigte Leser kann nun selbst entscheiden, für wen diese Pelzmärtel-Geschichte denn nun seltsam war.
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Mutters Weihnachtskarte |
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Repost aus dem letzten Jahr:
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wie in jedem Jahr, so wiederholt sich auch in diesem dieses unumgängliche Ereignis. Ein Jahr hat man Zeit sich auf das kommende Weihnachten vorzubereiten, aber, wie in jedem Jahr, vergisst man dies. Das Weihnachtsfest ist mein persönlicher Murmeltiertag, ähnlich wie im Film „Täglich grüßt das Murmeltier“ mit Bill Murray. Jedes Jahr weichen die zweieinhalb Tage nur in den Aktionen bzw. den daraus resultierenden Reaktionen voneinander ab. Die Rahmenbedingungen sind wie immer dieselben. Soziologisch betrachtet ist Weihnachten ja der emotionalste Ausnahmezustand den man erleben kann, wenn man keine Kinder hat. Man wird zurückgeworfen auf eine Phase der persönlichen Entwicklung, die man lange glaubte, überwunden zu haben. Hinzu kommt die extrem komprimierte Zeit, die man mit den anderen Familienmitgliedern verbringt. Da ist man mehr
zusammen als im ganzen Restjahr. Hieraus resultiert natürlich ein potenzieller Konfliktherd. Herrlich.
Ohne Zweifel war schon in meinen Kindertagen das Weihnachtsfest eine emotionale Achterbahnfahrt. Zuallererst und hauptsächlich hatte ich ANGST. Vielleicht rührt diese ja von dem Pelzmärtel, wie man eine Unterart des Knecht Ruprechts in der Region Hohenlohe
zu nennen pflegt. (hier, hier)
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Pelzmaertel oder Belzmärtel kurz nach dem Einsacken der Kinder |
Dazu muss ich kurz den Brauch erklären. Am Heiligen Abend kamen der Weihnachtsmann und sein Christkind zu uns. Nachdem Gedichte vorgetragen wurden, bekam man Geschenke und sie zogen von dannen. Da ich ein Spätentwickler war, hatte ich diese für echt gehalten und war etwas verwirrt über den sich in der Stube entwickelnden Umgangston, als meine Cousins und meine Cousine die beiden veralberten. Tatsächlich waren sowohl das Christkind als auch der Weihnachtsmann verkleidete Dorfjugendliche die auf Schnaps aus waren. Entsprechend schnell wurde die Maskerade von den anderen enttarnt.
Leider rief dieses „Blöde machen“ den bitterbösen Peltzmärtel auf den Plan. Dieser düstere Gesell kam mit ordentlichem Getöse aus dem nahe gelegenen Wald. Sein Gesicht war rußgeschwärzt und er war in Schaffellen und Leder gekleidet. Der Märtel hatte dann die „bösen“ Kinder in einen riesigen Sack gesteckt und dann in den Wald geschleppt, aus dem er gekommen war. Ohne Witz… Ich war Live!! Und in Farbe!! Dabei!!!! Heulende Kinder und das bange Warten, ob die anderen denn wiederkommen, prägten die nächsten Stunden. Zu Ihrer Beruhigung, liebe Leser, sie kamen wieder, wenn auch vollkommen aufgelöst und tränenüberströmt. Aufgrund dessen, kann ich mich an viele Weihnachten erinnern, die ich aus Angst vor einer Entführung, eingesperrt und bibbernd, auf dem Klo verbracht habe. Aber
das ist eine andere Geschichte und ein anderes Trauma. Zur Erläuterung muss aber gesagt werden, dass mein Vater sich als Pelzmärtel verkleidet hatte, um uns das Erlebnis Weihnachtsmann nicht von unseren Cousins verderben zu lassen.