Die NSA und meine verlorenen Schlüssel in meiner Kolumne August/September für den Frei(e) Bürger
Veröffentlicht am: August 15, 2013
Für alle die nicht den Frei(e) Bürger kaufen können hier die Kolumne. Der Frei(e) Bürger ist eine von ehemaligen Obdachlosen sebstgemachte Straßenzeitung. Die Redaktion besteht aus drei Leuten und zwei Zwei-Euro-Jobs. Die Verkäufer kaufen die Zeitungen direkt in der Redaktion, die aus einer handvoll für 0,80 Euro pro Heft ein und verkaufen dieses dann für 1,50 Euro. Diese 80 Cent pro verkaufte Zeitung sind die finanzielle Grundlage für das gesamte Projekt. Kostendeckend ist die Zeitung bei rund 3500 verkauften Exemplaren. Die aktuelle Kolumne findet man, in der Straßenzeitung Frei(e) Bürger in Freiburg (hier).
Ein fröhliches Aloha liebe Leser,
das Thema dieses einschläfernden Sommerlochs ist bisher auf PRISM und eine kleine Prise TEMPORA reduziert. Der Mann, der das Ganze ins Rollen brachte, ist Edward Snowden, von dem nur ein Standbild im Umlauf zu sein scheint und der nun auf einem russischen Flughafen wohnt. Er scheint so was wie eine ansteckende Krankheit unter Staaten zu sein. Exemplarisch wird dies deutlich, als Evo Morales zufällig vom gleichen Flughafen abflog. In der Folge haben die Europäer ihm im vorauseilendem Gehorsam zur Landung gezwungen, da sie dachten, er hätte sich mit Snowden infiziert. Was so ziemlich gegen jede Grundlage des internationalen Rechtes verstoßen hat, da er als Präsi von Bolivien eigentlich Immunität geniest.
Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Snowden dem Sänger SNOW aus dem Video zum Nummer eins Hit „Informer“ aus dem Jahr 1992 verdammt ähnlich sieht? Und seltsam ist auch, dass SNOW von Informanten singt, 21 Jahre, bevor Snowden Informant wird. Sie merken schon, die 21 ist nur 2 Ziffern von der Illuminaten-Zahl 23 entfernt. Knick-Knack. Auch das Schicksal von Snowden besingt SNOW beispielsweise in den Zeilen:
„( … ) Police Thema come an‘ now they blow down me door / One him come crawl through, through my window / So then they put me in the back the car at the station / From that point on me reach my destination / When the destination reached, it was the east detention, where them / Whipped down me pants, looked up me bottom (…)“
Das nur nebenbei. Trotzdem ist es schon krass, wie dieses Thema nun das öde Sommerloch ausfüllt. Ich bin selbst auch total überrascht, dass Google, Microsoft, Facebook, Twitter, Dropbox und wie sie alle heißen, einfach Daten sammeln und diese auch noch weiter geben. Huiiii… das kommt echt vollkommen überraschend. Wir geben so bereitwillige unsere Daten an US-Internetkonzerne ab und regen uns dann aber auf, wenn diese Daten voller Katzenbabyfotos dann bei der NSA, BND oder der britischen GCHQ landen. So eine scheinheilige Debatte habe ich seit Scharping sich im Pool mit seiner Gräfin vergnügte nicht mehr erlebt.
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Uncle Sam beim Röntgen |
Wie blöd muss man denn sein. Klar ist, dass dies inakzeptabel ist. „Das geht gar nicht“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert so schön. Aber wirklich überrascht wäre ich, wenn das nicht passieren würde. Wobei ich sagen muss, dass ich vom BND schon überrascht war, weil ich dachte, dass die Pullacher noch Telegramme abhören. Da scheint sich ja tatsächlich was getan zu haben. Bestimmt können die in ein paar Jahren auch schon die Kommunikation What’sApp abhören. Komisch ist auch, dass der Fokus der Empörung bei PRISM liegt und nicht auf TEMPORA. Dieses Programm ist ja noch umfangreicher als PRISM. Der Leipziger Comic-Zeichner und Karikaturist Schwarwel hat dies treffend so formuliert “Bigger Brother is watching you and Big Brother“. Wenn George Orwell dies geahnt hätte. Aber die Briten kann man, wenn der Wille besteht, dafür ja auch belangen, da sie sich der EU-Menschenrechtskonvention von 1953 unterworfen und sind formal auch an diese gebunden sind.
Sie, liebe Leser, kennen ja Ihre Grundrechte auswendig, von daher frische ich an dieser Stelle nur den Artikel 8 „Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens“ auf. Cool, oder? Logisch, dass es da auch da auch Ausnahmen gibt, wer kann schon seinen Bürgern trauen. In Artikel 2 steht fest gemeiselt:
„Eine Behörde darf in (…) dieses Recht nur eingreifen, (…) notwendig ist für die nationale oder öffentliche Sicherheit, für das wirtschaftliche Wohl des Landes, zur Aufrechterhaltung der Ordnung, zur Verhütung von Straftaten, zum Schutz der Gesundheit oder der Moral oder zum Schutz der Rechte und Freiheiten andere.“
Kurz: Ein Freibrief für alle möglichen Geheimdienste also. Auch scheint das vollkommen geheime Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland niemand gelesen zu haben. Im Artikel 10 steht zwar, dass das Post- und Fernmeldegeheimnis unverletzlich ist, aber schon im nächsten Artikel kommt das total geheime Kleingedruckte :
„ Beschränkungen dürfen nur auf Grund eines Gesetzes angeordnet werden. Dient die Beschränkung dem Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung oder des Bestandes oder der Sicherung des Bundes oder eines Landes, so kann das Gesetz bestimmen, dass sie dem Betroffenen nicht mitgeteilt wird (…).“
Beschränkungen von Grundrechten ist ja eigentlich eine große Sache, aber so wie die Ausnahmen hier stehen, geht es nicht einfacher. So wie ich das sehe, kann man nun nur dreigleisig fahren.
Die Erste wäre, dass man Druck auf unsere politischen Vertreter macht. Zum Glück steht die Wahl vor der Tür und man kann die alle in der Fußgängerzone nerven, Bürgerinitiativen gründen und die Piraten aktivieren. Als zweite Maßnahme würde sich anbieten, dass man ab jetzt die Datenknoten mit noch mehr Katzenbabybildern zuscheißt, damit die Datensammelmaschinen in und um Frankfurz hochkochen wie ein Atommeiler. Falls dies nicht erfolgreich ist, haben die Geheimdienste zumindest die größte Sammlung an Katzenbabybildern, die man sich vorstellen kann. Die dritte Strategie zielt auf das gesammelte Wissen, das die Dienste angesammelt haben, und ist aus purem Eigennutz entstanden. Die NSA könnte mir beispielsweise eine E-Mail schicken, wenn mein Kaffee droht, alle zu gehen. Außerdem verlange ich, aufgrund meines schlechten Namens-Gedächtnisses, einen SMS-Dauerdienst vom BND mit dem Namen meines jeweiligen Gegenübers.
Aber damit nicht genug halten Sie sich fest, ich leg mal in eine völlig andere Richtung los. Hergehört NSA, BND, KGB, MI5:
„Ich hatte fürs Abi Chemie- und Bio-Leistungskurs gemacht, kenne mich mit exothermen und endothermen Reaktionen aus, habe mindestens drei Dampfdrucktöpfe und Düngemittel bestellt, lese Twitter-Nachrichten aus Syrien, habe natürlich eine Guy-Fawkes-Maske, benutze des öfteren den Namen Kim Jong-Il, bin unerklärlicherweise von Wladimir Wladimirowitsch Putin fasziniert, neige zu kruden Theorien und bin außerdem weit davon entfernt die CDU zu wählen.“
So, dies müsste genügen, um ins Raster zu fallen. Ich koch schon mal Kaffee und stell die Kekse bereit, für die meine Türe eintretenden Dienste. Ich freu mir. Wenn die Geheimdienste schon so viel Geldmittel verschlingen, müssen die mir unbedingt helfen meinen Schlüsselbund zu finden.