Arrestag Nr. 11
Veröffentlicht am: Juli 15, 2005
Die Idee mit dem selbst verordneten Hausarrest erweist sich als ungemein kontraproduktive selbe. Da ich ja nur noch zum Sport oder zum arbeiten raus darf, wird ersteres auch zu einem Problem.
Da dies dazu verleitet so lange
Am schönen Mittwoch habe ich mich mit einem Gittaristen der Freiburger Bandszene verabredet um ein bisschen Radzufahren. Und so fangen alle Qualvollen Stories an.
Das bisschen wurde zu einer Tortour.
Es fing harmlos an. Erstmal auf den Rosskopf…von da auf einem winzigen Pfad der von Geröll und Wurzel verziert war. Selbst zu Fuß hätte ich diesen gemieden. Dornen und vermaledeite Brenn-Nesseln inklusive. Hier warf sich für mich (aus purer Angst) zum ersten Mal die Frage auf, ob Gewichtsprobleme wirklich so weit führen müssen. Oder ob ich mir nicht einfach ein bisschen Geld sparen soll und mir eine Fettabsaugung spendieren soll. Wäre einfacher und würde in mein Hausarrest-Programm passen.
Aber weiter mit der Selbstkasteiung.
Ich versuchte Tapfer schritt zu halten und mir nicht die unmännliche Blöße des vorsichtigen umschauenden Jägers, der hinter jedem Busch einen Säbelzahntiger erwartet zu geben.
Sondern Kopflos mutig mich in den Schluchtpfad werfend. Sträucher, Hecken, Wurzeln und Dornen Ignorierend.
„Gefahr ich lach dir ins Gesicht.“
Hin und wieder dankte ich mir selbst für die Weise Entscheidung mir kurz vor erklimmen des Berges einen unglaublich hässlichen Fahrradhelm besorgt zu haben.
Mit der Zeit kam dann auch etwas Testosteron in mein Blut. Was wirklich auch notwendig war, denn nichts macht den Mann männlicher.
Plötzlich ist man Angstfrei und Risikobereiter. Nur das hier und jetzt zählt, alle Gedanken werden unterdrückt … Fein.
Endlich in St. Peter angekommen zwang ich meinen Begleiter, der noch völlig fit war, die außerordentlich feine Landschaft zu einer kurzen Rast zu genießen. Das gab mir die Gelegenheit all meine Knochen neu zu ordnen. Leider keimte in einem Anfall von Endophin- und Endorphin-Rausch der Gedanke jetzt noch „kurz“ auf den Kandel zu fahren. Völlig Bescheuert. Wenigstens sind wir Straße gefahren. Aber dass das sooo weit ist. Heimtückischer Schwarzwald. Kaum denkt man man ist oben tut sich eine neue Steigung auf. Ich bin schier gestorben. Einmal musste ich pinkeln und merkte voller Panik dass mein Geschlecht taub war. Ich musste den Vorgang des Wasserlassens genau beobachten um kontrolliert dieses zu beenden.
Als wir es dann endlich geschafft hatten, wollte meine Begleitung sofort den Berg wieder hinunterstürzen. Für mich, der Überglücklich war dies erstmal überstanden zu haben, klang das wie Kolonialismus. Weiter, weiter neue Eroberungen neue Unterwerfungen. Ich fühlte mich aber eher besiegt und unterworfen.
Die Abfahrt ins Elztal war auch alles andere als lustig. Wenn man sich beim runterfahren schon vorstellt, auf was man da gerade versucht 60 Km/h zu halten hat das nicht viel mit Spaß zu tun. Sich darauf zu verlassen, dass die dünnen Drähtchen des Bremszuges schon halten ist schon bedenklich. Aber den Pseudoschutz durch das Schaumstoffteil auf dem Kopf als Sicherheit zu sehen ist unverantwortlich.
Nach diesen Gefühlsduseleien hatten wir noch die Strecke Waldkirch – Freiburg zu bewältigen. Ich konnte schon nicht mehr sitzen. Mir tat alles weh. Rücken, Arsch war wund, Geschlechtsteile spürte ich schon gar nicht mehr, Beine, Gelenke…
Aber letztendlich war ich froh wieder im Haus bleiben zu dürfen.